HTC Touch Diamond – der iPhone Killer ??

Paul Belcl

Als das iPhone von Apple vorgestellt wurde kam Leben in die PDA Welt. Plötzlich wollte Jeder ein iPhone haben, weil……

Nun, so genau wusste noch niemand warum, aber es war jedenfalls interessant.

Jetzt wo das iPhone da ist, gibt es sowohl Lobrufe als auch scharfe Kritik an dem Ding.

Ich persönlich finde die Bedienung des iPhone absolut  bahnbrechend, aber was drinnen steckt eher schwach. Daher wird sich der HTC Touch Diamond einzig über die Bedienerführung behaupten müssen, denn in den technischen Details ist er dem iPhone meiner Meinung nach haushoch überlegen! Selbst die neue 3G Variante des iPhone kann daran nicht viel ändern.

Ich werde in meinem Artikel versuchen nicht nur die Erfahrungen mit dem HTC Touch Diamond zu beschreiben sondern auch auf die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Diamond und dem iPhone einzugehen.

 

 Hardware

Der Diamond hat folgende technischen Eigenschaften:

Windows Mobile 6.1 Professional

528 Mhz Prozessor von Qualcom.

256 MB ROM, 192 MB RAM,

2,8 Zoll VGA Bildschirm (640 x 480)

Triband GSM, GPRS, EDGE, HSDPA (bis 7.2 MBit)

4GB interner Flash-Speicher (KEINEN Speicherkartenslot!!)

3.2 Megapixel Kamera mit Autofokus

A-GPS-Empfänger,
Wireless LAN 802.11 b/g,
Bluetooth 2.0 mit EDR,
FM-Radio mit RDS,
HTC ExtUSB (USB 2.0 - zum Synchronisieren, zum Laden und fürs Headset), ...

Akku mit 900m/Ah

Abmessungen: 102mm x 51mm x 11.3mm

Gewicht ca. 110 Gramm.

Alles in Allem ist der Diamond super gerüstet für seine doch eher kleinen Abmessungen.

 

Einleitung

Schon die Schachtel des HTC Touch Diamond ist ein Erlebnis für sich. Viel glänzende Oberfläche und sehr edel. Alle Formen erinnern irgendwie an einen Diamanten. Ich erinnere mich nur ein paar Jahre zurück an die schnöden Pappschachteln des MDA Pro von T-Mobile. Gefällt mir jetzt viel besser! Wobei die Verpackung eigentlich unwichtig ist.

Die Rückseite des Diamond sieht aus wie die Oberfläche eines „Stealth Bombers“. Allerdings hochglänzend und sehr edel. Generell sieht das Gerät sehr edel aus. Allerdings ist die hochglänzende Oberfläche auch anfällig für Fingertapper. Die Vorderseite des Gerätes ist spiegelglatt und macht den Eindruck als sei alles aus einem Guss. Viele Tasten besitzt das Gerät nicht.

Auf der Vorderseite sind es genau 4 Tasten und das Steuerkreuz, welches eher als Steuerrad bezeichnet werden sollte. Auf der Seite sind noch zwei Tasten für laut und leise.

Puristen haben sicher ihre Freude, mir würde die ein oder andere Hardwaretaste zusätzlich ganz gut gefallen um wichtige Funktionen darauf zu legen (z.B. Taskmanager oder Audionotizfunktion).

 

Die Mini USB Buchse auf der Unterseite ist nun mit mehr Anschlüssen ausgestattet und trotzdem noch kompatibel mit Standard Kabeln! Meiner Information nach bringt das unter anderem eine schnellere Datenübertragung auf USB 2.0. Das ist auch wichtig denn der Diamond besitzt KEINEN Steckplatz für Speicherkarten sondern einen fix verbauten Speicher von 4 GB zusätzlich zum Hauptspeicher, aber dazu später mehr ….

Ich rate übrigens die beigepackte Displayschutzfolie SOFORT nach dem Öffnen der Schachtel auf das Gerät zu kleben, denn das Display ist sehr anfällig für Kratzer. Die beigepackte Folie ist außerdem ganz brauchbar.

 

 Touch 3D – was steckt dahinter …

Die wichtigste Neuerung des HTC Touch Diamond steckt in der Oberfläche. Diese soll angeblich so einfach zu bedienen sein dass man keinen Stift mehr braucht. Diese Oberfläche nennt sich „Touch Flow 3D“ (=“T3D“) und ist eine Weiterentwicklung  der Oberfläche wie wir sie schon von den Geräten Touch Dual oder Touch Cruise kennen.

Im Grunde nichts anderes als ein sehr mächtiges Heute Plugin. Heute Plugins sind Programme die beim Einschalten des Gerätes sofort verfügbar sind, ohne gestartet werden zu müssen. Und natürlich auch abschaltbar sind.

T3D ist ein wirklich guter Ansatz um die alltäglichen Funktionen die man oft verwendet fingertauglich zu machen. Dabei wurde von HTC darauf wert gelegt, dass diese Funktionen nicht nur praktisch, sondern auch sehr hübsch sind. Die gesamte Oberfläche von Touch 3D nutzt die VGA Auflösung des Gerätes wirklich optimal aus!

Leider ergibt sich daraus auch ihr größter Nachteil denn die Geschwindigkeit wird oft als eher träge oder zäh empfunden. Ich finde sie trotzdem bahnbrechend denn der VGA Bildschirm des Diamond muss 4 x so viele Bildpunkte darstellen als bei den bisherigen Geräten und dafür klappt das meist recht ordentlich!

Ich war anfangs von Touch 3D ausgesprochen begeistert, da die Oberfläche schon sehr oft iPhone Feeling auf dem Diamond aufkommen lässt. Nur dass am iPhone alles viel präziser und schneller abläuft. Kein Wunder, denn die Bildschirmtechnologie des iPhone ist mit dem „multitouch“ System technisch einfach einen Schritt voraus. Das muss noch besser werden damit aus dem Diamond ein iPhone Killer wird!

Nach längerer Verwendung kommen allerdings einige Wünsche auf die Oberfläche zu verändern, oder einige Anpassungen daran vorzunehmen. Es gibt zwar schon einige Programme in diversen Foren die so etwas möglich machen, aber diese stecken noch etwas in den Kinderschuhen!

Wenn sich Touch 3D weiter so verbreitet wie HTC (der Hersteller) sich das vorstellt, dann gibt es sicher bald viele Programme die diese Oberfläche erweitern, oder anpassbar machen.

Die Chancen dafür stehen sehr gut!

verspielte Gadgets

Im Diamond sind einige sehr verspielte „Gadgets“ (nette verspielte Funktionen) verbaut die mich wirklich begeistert haben!

Der Stift wird bei reinstecken von einem kleinen Magneten auf seinen Platz gezogen.

Nimmt man diesen während eines Telefongespräches heraus wird automatisch eine Telefonnotiz geöffnet!

Der eingebaute Neigungssensor ermöglicht es beim Betrachten von Fotos, oder Internetseiten die Ansicht durch Drehen des Gerätes von Hoch auf Quer zu verändern. Leider funktioniert das in meinem Test nur mit dem Bildbetrachtungs Programm und mit dem mitgelieferten Opera Browser, nicht aber mit dem Internet Explorer oder anderen Programmen!

Der Neigungssensor funktioniert so präzise dass sich auf dem Diamond sogar ein Spiel (Teeter) befindet mit dem man eine Kugel an Löchern vorbei schleusen muss. Funktioniert wirklich gut!

Der rund um die Navigationstasten angebrachte Ring ist bewegungsempfindlich und ermöglicht es in vielen Programmen durch eine Dreh-Berührung hinauf oder hinunter zu scrollen.

Mit einer bestimmten Fingergeste auf diesem Ring im Urzeigersinn kann man sogar Fotos zoomen!

Die Steuerung damit ist zwar noch nicht absolut perfekt, funktioniert aber schon ganz brauchbar.

 

Der im Gerät verbaute Radio ist zwar ganz nett aber meiner Meinung nach sehr lieblos implementiert. Der Empfang ist nicht besonders gut und das Radio funktioniert nur dann, wenn der Original Kopfhörer angeschlossen ist, da dieser als Antenne dient. Die Radio-Software kann zwar automatisch die gefundenen Sender speichern, aber verändern lassen sich weder die gespeicherten Sender, noch die Reihenfolge. Zumindest habe ich in  meinem kurzen Test nicht herausgefunden wie. Da hätte sich HTC ruhig etwas mehr bemühen können, denn damit kommt kein wirklicher Radiogenuss auf!

 

Speicherkartenslot –> Fehlanzeige!!

Meiner Meinung nach der größte Nachteil des Diamond ist der fehlende Speicherkarten Steckplatz!

Die 4 GB fix eingebauter Speicher sind in manchen Fällen etwas wenig, wenn man, wie ich, immer die gesamte Wikipedia, Unmengen an Fotos und unzählige Hörbücher mit sich herumträgt ;-)

MicroSD Speicherkarten gibt es inzwischen mit 16GB und bald sogar mit 32GB !

Ein Speicherkarten Steckplatz hätte sicher auch im Diamond noch Platz gehabt.

 

Die Daten lassen sich allerdings mit der neuen USB 2.0 Schnittstelle ausreichend schnell auf den Diamond übertragen. HTC hat dazu sogar eine kleine Software eingebaut die beim Verbinden fragt ob das Gerät als USB-Datenträger oder mit Active Sync am PC erkannt werden soll. Diese Software funktioniert auch ohne Installation von Active Sync, im USB Modus auf nahezu jedem PC.

Somit kann man den Diamond wunderbar als USB Stick mit angemessener Geschwindigkeit verwenden.

 

Allerdings fehlt der Steckplatz wenn man eine Navigationssoftware verwenden möchte die auf eine Speicherkarte lizenziert werden muss, wie beispielsweise IGO8. Diese lässt sich legal auf den Diamond derzeit nicht installieren! Schade eigentlich, denn das hätte den Diamond in seiner Geräteklasse absolut perfekt gemacht!

Für die meisten Anwender mit weniger Speicherhunger wird es jedoch reichen, und vielleicht gibt es von IGO schon eine andere Lösung wenn dieser Artikel gedruckt ist.

 

Praxistauglich ? aber klar doch!

Bis jetzt waren Geräte in der Größe des Diamond meist abgespeckt oder in der  Funktion eingeschränkt. Der Diamond hat, bis auf den fehlenden Speicherkartenslot  keine wesentlichen Einschränkungen!

Der eingebaute GPS Empfänger funktioniert sehr gut und ist auch ausreichend schnell beim sogenannten „first fix“.

Die Datenanbindung mit HSDPA bis 7,2 m/Bit ist wirklich überdurchschnittlich schnell, denn in den meisten Netzen bringt man sowieso nicht mehr wie 3,6 m/Bit zusammen.

 

Das VGA Display ist überraschend gut in das Betriebssystem integriert und wird auch schon von vielen Anwendungen genutzt! Leider gibt es immer noch einige kleine Softwareschmieden die sich mit VGA nicht auseinander setzen wollen, aber das sind meist keine wichtigen Programme!

Der etwas trägere Bildschirmaufbau durch die 4 fache Pixelanzahl ist zwar merklich, aber nur selten ein Problem, da mein Vorgängergerät (HTC Tytn II) auch nicht viel schneller ist.  Ich frage mich jedoch wie schnell der Diamond mit einem QVGA Display sein könnte J

Durch das innovative Aussehen ist zwar nicht viel Platz für zusätzliche Tasten auf dem Diamond, aber das edle Erscheinungsbild tröstet darüber wieder hinweg.

 

Der Prozessor ist einer der schnellsten die derzeit am Markt verfügbar sind und das merkt man auch bei der Geschwindigkeit. Die 3.2 Megapixel Kamera macht brauchbare Fotos die qualitativ erst richtig hübsch werden wenn man die Akkuabdeckung auf der Rückseite des Gerätes herunter nimmt. Da drinnen verbirgt sich eine billige durchsichtige Plastikfolie die meist stark verschmiert ist und deshalb einen leichten unscharfen Schleier über jedes Foto legt! Allerdings sollte man beim Fotografieren ohne Akkudeckel aufpassen denn dieser dient natürlich auch als Staubschutz!

 

Durch den schlanken Aufbau ist der Akku mit seinen 900mA/h nicht unbedingt ein Langzeit-Versorger! In meinem Praxistest hat der Diamond aber meist einen normalen Arbeitstag ausgehalten und am Abend muss er so wieso zum Syncen an die „Leine“. Für Leute die länger mit dem Gerät ohne Ladebuchse auskommen müssen, gibt es inzwischen einen doppelt so großen Akku mit entsprechender Abdeckung als Sonderzubehör. Allerdings wird der Diamond damit um einiges dicker und natürlich auch schwerer!

 

Der HTC Touch Diamond ist in der Bedienerführung nicht nur was ganz Neues, sondern auch schon ganz gut mit dem iPhone vergleichbar. Es funktioniert vieles sehr ähnlich, doch die Fähigleiten eines Multitouch Display, wie beim iPhone, lassen sich auch durch gute Software auf dem Diamond nicht ersetzen!

Ob man mit Touch Flow 3D oder aber mit einem anderen fingerbedienbaren Programm arbeitet bleibt jedem selbst überlassen. Ich persönlich finde Touch 3D schon sehr brauchbar! Einzig eine Möglichkeit die Oberfläche genau nach den eigenen Wünschen anpassen zu können fehlt mir noch. Und natürlich könnte die Oberfläche noch ein wenig schneller reagieren, aber das lässt sich sicher durch diverse Softwareupdates lösen.

 

Daher werden eingefleischte iPhone Fans die etwas träge Bedienerführung des Diamond bemängeln. Berechtigt, aber dafür bekommt man ein wirklich brillantes VGA Display mit einer Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten. Hat man es mal einige Zeit gehabt, will man es nicht mehr missen!

 

Warum den Diamond und kein iPhone

 

Es gibt im Internet eine Abhandlung in welcher 50 Gründe angeführt sind warum man sich KEIN iPhone kaufen sollte. Die meisten davon sind zwar übertrieben, aber einige davon möchte ich hier anführen weil ich sie selbst gesehen habe und daher für wesentlich halte.

Fazit

Wer gerne wenig „in der Hose“ hat sollte. sich den Diamond auf jeden Fall genauer ansehen, denn so viel Pocket PC auf so wenig Platz gibt es bisher nur selten. Das HTC Geräte baut, die qualitativ hochwertig sind ist ja bereits bekannt.

Hätte der Diamond statt dem eingebauten 4 GB Speicher einen MicroSD Slot wäre er für mich absolut perfekt!

 

Mit 4GB ist mir persönlich der Speicher zwar etwas zu klein, aber der Formfaktor ist nahezu unschlagbar! Daher werde ich meinen Diamond zumindest so lange behalten, bis ich mir angesehen habe ob der HTC Touch Pro viel dicker ist, denn dieser wird einen MicroSD Steckplatz haben und daher mein nächster Testkandidat. Ob der HTC Touch Pro wirklich ein interessantes Gerät ist, wird sich herausstellen so bald ich das Gerät getestet habe!