Opera Mini auf einem WM6.1 Smartphone

von Walter Riemer

 

Nachdem sich der Autor nach jahrelangem hinhaltendem Widerstand doch entschlossen hat, von der herkömmlichen Terminverwaltung mittels faltbaren Taschenkalenders ab- und auf eine zeitgemäße Methode zuzugehen (Pocket LooX C550, VGA-Display), war der nächste nicht unlogische Schritt, sich vom betagten Siemens S55-Handy zugunsten eines Smartphone zu verabschieden. Warum nicht irgendein anderes modernes Telefon?

Erstens, weil inzwischen eine gewisse Vertrautheit mit dem Windows Mobile-Betriebssystem entstanden war.

Zweitens, weil die Fa. pearl.de ein erstaunlich günstiges und sehr kompaktes derartiges Gerät anbot - der Autor gehört nicht zu jenen Leuten, die gern hunderte EURO für solche Sachen ausgeben. Das vertragsfreie "simvalley X-25" ist um rund EUR 150 zu haben; das Modell XP-25 ist dabei nur das einfachste einer Serie, es kann GPRS 10; die -45 und -65 haben zusätzlich WLAN bzw. das Topmodell auch noch GPS eingebaut. Das Gerät hat auch die Erwartungen durchaus erfüllt.

Das Verwalten von Terminen und Kontakten ist damit auf drei Rechnern (Notebook, LooX und simvalley) synchron problemlos möglich; alle offline-Kontakte stehen auch im Telefon (unter der Software Pocket Informant) zur Verfügung; auch dass man am Morgen beim Einschalten des Telefons gleich an gültige Termine erinnert wird, erscheint sehr angenehm.

Eine Ergänzung des Betriebssystems WM6.1 durch einen "Personal Information Manager" (bei mir Pocket Informant) und hinsichtlich des Telefons mit "spb Phone Suite" und einigen anderen Dienstprogrammen, zum Beispiel insbesondere auch spb Pocket Plus, ohne das man ja kaum leben möchte, ist sicher anzuraten, aber dann hat man schon ein ziemlich komplettes, übersichtliches und leistungsfähiges System.

Das alte Handy S55 war zwar durchaus WAP-fähig, aber die mannigfachen Unbequemlichkeiten hielten den Autor verlässlich davon ab, dies wirklich zu benützen. Hurra - so ein Smartphone kann natürlich viel mehr. Dank GPRS-Internetzugang kann man auch einen Kontakt finden, den man nicht offline in der Datenbank hat. Und dann noch dazu der auf Handys zugeschnittene Browser "Opera Mini", was will man mehr (ausgedehnt surfen oder recherchieren macht man sowieso zu Hause). Eine Adresse oder Telefonnummer von Herold jederzeit bekommen zu können, wäre schon schön!

Was kann das Opera Mini?

Abgesehen von Display- bzw. Layout-Anpassungen an den kleinen Handy-Bildschirm (beim simvalley 240x320, aber in hervorragender Qualität), reduziert Opera Mini vor allem den Datenverkehr auf unglaublich schlaue Weise (und erhöht dadurch natürlich auch die Geschwindigkeit, auch wenn entsprechend verkleinerte Bilder geladen werden):

Sobald vom Handy aus eine URL aktiviert wird, sendet Opera Mini einen Request an einen Server im Hause Opera. Der holt sich die Originalseite, codiert sie in ein viel sparsameres Format um und lässt das Ergebnis in Opera Mini am Handy anzeigen.

Also: Opera Mini muss her! Leider ist das nicht so einfach, wie man es sich wünschen würde. (Es ist schon relativ  einfach, wenn man weiß, wie!).

Opera bietet nämlich eine ganze Palette von Telefonen, zu denen man das passende Opera Mini herunterladen kann - WM6-Smartphone ist nicht dabei, es wird nur eine "Generic-Version" angeboten.

Opera Mini ist ein Java-Programm; Microsoft ist ein Java-Feind, weshalb es in WM6.1 kein Java Runtime System gibt. Also muss ein Fremdprogramm her.

Die diversen Foren geben verlässliche Informationen nur sehr ungern her, und so muss man verschiedenes erfolglos probieren, bis man bei zu hoch gewordenem Frustrations-Level aufgibt. Die MIDlet-Manager (= Java Runtime System), die da empfohlen wurden (dVZ i300 Java Installer, IntentMIDlet Manager von Risidoro usw.) weigerten sich jedenfalls, das generische Opera Mini angemessen zu betreuen, oder besser: sie sagten nicht einmal "das geht nicht", sondern schlummerten nur vor sich hin.

Allein, manchmal findet auch eine blinde Henne ein Körnchen (Wahrheit), und so stieß der Autor endlich einmal doch auf kompetente Informationen: http://www.smartphonemag.com (Smartphone & Pocket PC magazine) hat sie und gibt sie auch bereitwillig her. Dort gibt es insbesondere sehr ausführliche Artikel darüber, wie man vorgehen sollte, was zu beachten ist und was dahinter steckt; der entscheidende Kopf dafür ist offensichtlich Herr Werner Ruotsalainen:

http://www.smartphonemag.com/cms/blogs/3/opera_mini_4_1_full_multiplatform_tutori

http://www.smartphonemag.com/cms/blogs/3/2302

http://www.smartphonemag.com/cms/blogs/3/tutorial_control_issues_of_java_midlets

Das Wichtigste, das man dort erfährt, ist, kurz zusammengefasst:

 

1. Woher bekommt man eine geeignete Java Runtime Umgebung?

Die vorstehenden angeführten Unterlagen schwören auf Jbed. Das kostet bei http://www.handango.com $ 49.95. Gratis (und noch dazu eine etwas jüngere Version) erhält man es auf http://winmobiletech.com/092007MidletBible/Jbed.zip .

Also das "Esmertec Jbed 20080222 3.1.cab" auf das Handy kopieren und installieren, vorzugsweise (aber angeblich nicht mehr zwingend) im Speicher, nicht auf der Speicherkarte. 2,6 MB kann man schon riskieren!

2. Woher bekommt man eine geeignete Opera mini-Version?

Auf http://www.operamini.com/ kann man theoretisch die Version 4.2 "generic version" holen; zur Auswahl stehen Basic MIDP 1 und Advanced MIDP 2 (was immer sich dahinter verbirgt; diesbezüglich ist das vorerwähnte Tutorial schon wieder nicht ganz am letzten Stand). Welche wählen? Alles zeitraubend probieren? Wo erfährt man etwas - wieder das alte Problem!

Besser ist es, Opera Mini von http://mini.opera.com direkt auf das Handy zu laden (das geht auch mit dem Internet Explorer, den man ja sowieso auf dem Smartphone hat). Dann geht alles fast von selbst (die etwas mehr als 100 kB kann man auch mit GPRS riskieren; es geht alles blitzschnell!). Man wird (an der Hand geführt, bis zum Annehmen der Lizenz und einigen Grundeinstellungen.

Und schon funktioniert die Sache, mit ein paar Einschränkungen, zum Beispiel nicht hundertprozentige Javascript-Unterstützung. Aber, siehe oben: Surfen oder Recherchieren macht man sowieso besser zu Hause:

Sobald der Autor Opera Mini zum ersten Mal verließ, war es allerdings nachher unauffindbar; ebenso wie das Java Runtime Jbed (bei versuchsweisem Neuinstallieren beider Komponenten wurde allerdings gemeldet, man müsse erst die alten Versionen deinstallieren, also waren sie offensichtlich vorhanden - aber wo? Weder im Programm-Ordner noch in spb Pocket Plus war irgendeine Spur zu sehen; selbst Durchsuchen, etwa nach jbed.exe oder opera, ergab nichts.

Die Lösung, auf die man wohl nie allein käme, stammt von (wie könnte es anders sein?) http://www.smartphonemag.com/cms/blogs/3/tutorial_make_opera_mini_4_1_your_defaul (das fehlende „t“ ist kein Fehler!)

Man holt sich MortScript, entpackt es und installiert MortScript-4.1-PPC.cab auf das Smartphone. Unter "Programme" erscheint ein Ordner mit drei Textdateien, die Mortscript beschreiben, was einem noch nicht sehr viel weiter hilft.

Dann braucht man noch 0.11b_StartOperaMini.zip (erhält man auf
http://forum.xda-developers.com/showthread.php?t=384271 , wo man sich registrieren muss). Die Vielzahl enthaltener Dateien kopiert man in einem Ordner irgendwohin auf sein Smartphone; kann auch die Speicherkarte sein; der Autor hat den ganzen Ordner einfach nach Application Data kopiert). Diese enthaltene Datei StartOperaMini.mscr führt man dann durch Anklicken aus einem Dateimanager aus und alles Nötige  wird erledigt: Es findet Jbed (sehr tüchtig!), den zugehörigen Index von Opera Mini und Wunder über Wunder: Man hat die gewünschten Icons, insbesondere "Start Opera Mini" im Programme-Ordner.

Warum man bei so einer für jeden interessanten oder wichtigen Angelegeheit in gelernter Informatiker höchsten Intelligenzgrads und unbegrenzter Ausdauer (und unbegrenzter Zeit: im konkreten Fall ungefähr 6 Stunden) sein muss, findet man im ganzen Internet allerdings nicht; aber ohne dieses würde man das Problem überhaupt nicht lösen können!

Trotzdem lohnt sich der Aufwand: Dass auch der (normale) Opera-Browser für den Pocket-PC viel besser funktioniert als der Internet Explorer, ist ja bekannt. Angeblich wurde der IE für WM6 auch verbessert. Wie sehr, kann man durch Vergleich mit Opera Mini selbst beurteilen:

Die Startseite der Niederfellabrunn-Website sieht am Desktop so aus:

Der Internet Explorer stellt sie auf dem Smartphone so dar:

 

Wenn man die Darstellung verkleinert, schaut es so aus:

 

Opera Mini zeigt dagegen folgendes (und das Laden geht fast so schnell wie mit einem Breitbandanschluss, trotz GPRS):

Wenn man die Darstellung vergrößert, um den Text lesen zu können, hat man folgendes Bild:

Bravo, Microsoft! Eigentlich wollte ich schreiben: Bravo Opera!