One and Millions of Chairs
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Von Gruppe Or-Om
Entrance
"One and Three Chairs[1] ist ein Kunstwerk von Joseph Kosuth aus dem Jahre 1965. Das Bild enthält einen Stuhl, eine Photographie dieses Stuhles und einen Lexikoneintrag mit einer Definition des Wortes 'Stuhl'. Kosuth's Arbeit "One and three chairs" markiert seinen Beginn der Konzeptkunst. Nach Platos Gedanken zur Idee eines Gegenstandes hinterfragt er seine verschiedenen Erscheinungsformen - wirklicher Sessel, ein Foto desselben und ein Eintrag über ihn in einem Wörterbuch.
Der Fotograf gibt den Stuhl an seinem gegenwärtigem Ort im Raum wieder, so dass sich das Kunstwerk jedes Mal verändert, wenn es in einer neuen Umgebung installiert wird. Zwei Elemente der Arbeit bleiben aber bestehen: das exakte Abbild eines Lexikonartikels über das Wort 'Stuhl' und ein Diagramm, das Anweisungen für den Aufbau enthält. Diese beiden konstanten Bildelemente sind von Kosuth signiert worden. Eine Anweisung für den Installateur lautet dabei, einen Stuhl zu wählen, diesen vor einer Wand zu platzieren und ein Foto davon zu machen. Dieses Foto soll dann auf die Größe des Stuhles vergrößert und wiederum zur Linken des Stuhles aufgehängt werden. Schlussendlich soll eine Vergrößerung des Lexikonartikels zur Rechten des Stuhles aufgehängt werden, dessen obere Lehne mit der Fotografie abgestimmt werden soll.[2] http://de.wikipedia.org/wiki/One_and_Three_Chairs .
Monobloc ist die fachsprachliche und international gängige Bezeichnung für den preiswerten Plastikstapelstuhl. Merkmale des Monobloc sind seine Spritzgussfertigung aus Polypropylen[3] [4] in einem Arbeitsgang, Stapelbarkeit und sein günstiger Preis. Der Monobloc ist weltweit verbreitet und vermutlich das in größter Zahl hergestellte Möbel. Der Monobloc wird als Sessel, Stuhl und Hocker gefertigt. Die ersten Monobloc-Stühle entstanden in den frühen 1970er Jahren. Der Erfinder ist unbekannt" http://de.wikipedia.org/wiki/Monobloc-Stuhl .
Die Geburt der Stühle
Über den zwei Fotografien in http://christian-rupp.com/invasion/index.htm aus 1st international openart residency '08[5] liegt eine düster rätselhaft-schwül-surreale Stimmung aus Ver- (Fall, Rottung, Lassenheit, -Trocknung, Wesung, Brennung und Rostung) von Gras, Gestängen, Zäunen, Steinen, Sand, Beton, Sträuchern und Bäumen eines Strandstückes mit Bungalows auf den Dream Islands in der Nähe von Eritrea. Das bleiern stille Meer und das trostlose Licht-Schattenspiel einer fahl-verhangenen Sonne verharren in flirrende Starre der Zeit gebannt.
Welches Geheimnis aber verbergen die in strengen Formationen platzierten Stühle? Die Forschung näherte sich dem Rätsel schrittweise: Die weltweit größte Müllkippe erstreckt sich über eine beachtliche Fläche doppelt so groß wie die USA, und ist dennoch auf Satellitenaufnahmen nicht zu sehen. Unmengen von Plastikmüll treiben als 'plastic soup' unter der Wasseroberfläche im nördlichen Pazifischen Ozean, von der 500-Meilen-Zone vor der kalifornischen Küste bis fast nach Japan. Hochdruckgebiete sorgen für Meeresströmungen in denen sich zwei gigantische, nahezu geschlossene Areale des im Uhrzeigersinn strudelnden 'Great Pacific Garbage Patch' östlich und westlich von Hawaii gebildet haben, die der amerikanische Meeresforscher Charles Moore[6] auf über 100 Millionen Tonnen Treibgut schätzt. Die von Moore gegründete Algalita Marine Research Foundation[7] untersucht aktuell mit der Winter Gyre Expedition die im Nord-Pazifik treibenden Müllfelder, speziell in der Transition Zone Chlorophyll Front (TZCF). In der Übergangszone zwischen subtropischen Meereströmungen mit niedrigem Chlorophyllgehalt und subarktischen mit sehr hohen Chlorophyllanteilen hatte AMRF 1999 in einer ersten bahnbrechenden Studie das unglaubliche Verhältnis von 6:1 Plastikmüll zu Zooplankton (in der Trockenmasse) festgestellt.
1997 bezifferte eine UNEP-Studie die jährlich in die Meere eingebrachte Müllmenge auf mindestens 6,4 Millionen Tonnen, bis zu 13.000 Plastikteile treiben pro Quadratkilometer in den Ozeanen. Der Müll im 'Pacific Garbage Patch' ist zu 90% Plastik, ein Fünftel davon 'entsorgen' Schiffe und Gas- oder Ölbohrinsel, bzw. wird bei Schiffsunglücken ins Meer gespült. Wird der vor den Küsten Asiens und Amerikas treibende Müll von der nord-pazifischen Strömung erfasst, verbleibt er nach Angaben der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) mindestens 16 Jahre in dem Megastrudel des 'North Pacific Gyre'.
Konventionelle Plastikverpackungen, Getränkeflaschen etc. werden im Meer nicht
abgebaut, sondern nur bis auf Planktongröße verkleinert, auf Mikropartikel von
weniger als 0,3mm Durchmesser. Richard Thompson
von der University of Plymouth geht von weitreichenden Folgen aus, die dieser
Mikromüll gerade für benthische Organismen haben kann (am Meeresgrund lebende
Tiere und Pflanzen mit einer besonderen Filterfunktion für das Meer). Thompson
hat unter der Wasseroberfläche eine Dichte von 300.000
Plastik-Partikeln pro
Quadratkilometer festgestellt, am Meeresboden lag sie bei 100.000 parts/qkm.[8]
Plastik wirkt im Meer wie ein Giftschwamm, der wasserunlösliche toxische Substanzen wie DDT oder PCB, die über Flüsse ins Meer gelangen, an seiner Oberfläche bindet. Die Konzentration dieser Substanzen an treibenden Plastikpartikeln ist um eine Million Mal höher als im umgebenden Wasser. Fische nehmen die 'nahrungsergänzenden' Stoffe auf und setzen sie in der Nahrungskette fest, oder sterben direkt an Plastikverschlüssen und anderen Kunststoffteilen, die sie für Futter halten. Schätzungen gehen von jährlich mehr als einer Million Seevögeln und über 100.000 Meeressäugern aus, die auf diese Weise qualvoll verenden.[9]
Neueste Forschungen ergaben im Weiteren, dass sich an bestimmten Stellen hoher Konzentration der mikroskopisch kleinen plastic pellets, die man auch "mermaids' tears" nennt, in den Weltmeeren ähnlich wie dies Evolutionisten[10] für die Herausbildung lebender Organismen aus unbelebten Atomen und Molekülen annehmen, aus den Basinssubstzanzen dieser pellets auf bisher noch ungeklärte Weise unter anderem die Monobloc-Stühle bilden und sich gezielt - in größeren Formationen aus dem Meer erhebend - invasiv-aggressiv in den Bereichen der menschlichen Kulturlandschaften niederlassen.
Bei Aussdehnung der Erforschung der "inneren Kräfte" dieser invasiv militanten Eroberung des menschlichen Lebensraums durch die Stühle zeigte sich, dass generell in der Mikrosphäre des Planeten der brutale Kampf der Plastikstoffe gegen das menschliche Genom[11] voll entbrannt ist. Die aggressive Molekularsubstanz der Stühle erwies sich lediglich als besonders evidenter Einzelfall der generellen Attacke des Plastiks auf die Biosphäre des Planeten.
Beispiele: In Wasserproben finden sich erschreckend hohe Konzentrationen von Weichmachern (überwiegend DEHP). Ausgangsstoff für diese Weichmacher sind die Phthalate. Phtahlate bewirken eine Auf- und Abwärtsregulierung von Genen schon in kleinsten Mengen. Eines steht fest: Die Chemikalien sind bereits in unserem Körper. In einer Studie der U.S. Gesundheitsbehörde fanden sich in nahezu jedem Probanden beunruhigende Mengen an Bisphenol A im Urin. Besonders Kinder waren hiervon stark betroffen. Bisphenol A ist Bestandteil von Polycarbonat Kunststoff (Sonnenbrillen, CDs, Zahnfüllungen, Beschichtung von Dosen von innen). Das entscheidende zu Bisphenol A: Ähnlich wie beim natürlichen Hormon Östradiol reichen weniger als 1 Billionstel Gramm im Blut aus, um körperliche Entwicklungen nachhaltig zu beeinflussen. Bisphenol A steht im direkten Zusammenhang mit Annomalien von Spermienentwicklung, Prostatakrebs, Gehirnentwicklung, Sozialverhalten, Hyperaktivität und Hyperagressivität. Bisphenol A wurde ursprünglich als Östrogenersatz entwickelt. Die Plastik-Eigenschaften wurden erst später entdeckt.
Lyrische(s) Plastik – Die Portraits
Der zweite Teil der Arbeit "Invasion" besteht aus lyrisch-zarten Foto-Portraits von Monobloc-Stühlen, die bereits ohne die inhaltlichen Hintergründe allein durch ihre duftige Monochromie mit leichten Farbeinsprengungen ein theoretisch unendliches Universum der mathematischen Variationsmöglichkeit eines formalen Themas andeuten und ermöglichen.
Die formale Variation des Themas "Stuhl" erweist sich bei Einbeziehung der obigen Analyse als eine Veränderung des einzelnen Stuhls durch exogene und endogene physikalische, chemische und im Weiteren biochemische Prozesse.
Die Portraits dokumentieren "äußere" Verletzungen, Beschädigungen und Deformationen, welche der einzelne "Kämpfer" in der invasiven Aggression nach seiner Entlassung aus dem Meer in seiner Mission "von außen" her erleidet.
Andere Läsionen werden aber in den neuesten Studien auf endogene Deviationen der Strukturformel der Plastiksubstanz im Stuhl zurück geführt, welche offensichtlich die Molekularebene aller Plastikprodukte in ihrem Kampf gegen die biomolekulare Genomstruktur der Lebewesen des Planeten durch Kontamination im offenen Kampf erleidet. Das Genom schlägt zurück! Die Stühle erkranken von innen her!
Wir sehen, die theoretischen Rahmen der eher epistemisch orientierten Konzept-Kunst Kosuths werden in Rupps Ansatz der Stuhl-Thematik weit überschritten und soziologisch ausgebaut.
21.2.2010 Gruppe Or-Om
[1]http://images.google.at/images?gbv=2&hl=de&sa=1&q=%22One+and+Three+Chairs%2BJoseph+Kosuth%22&btnG=Suche&aq=f&oq=&start=0 sowie auch One and Four Chairs unter http://www.jacquelineheerema.nl/reflectiewonderkamer.htm und weiters http://www.architonic.com/de/dcsht/-system-1-2-3-five-chairs-and-table-sotheby-s/4108852 .
[2] Kosuths konzeptuelle Positionen der Kunsterweiterung sind selbst inzwischen maßgeblich erweitert worden. Vgl. hierzu etwa http://or-om-org/kunsterweiterung.doc und http://portal.or-om.org/art/ExtendedArt/tabid/6075/Default.aspx . Rupps Einsatz des Stuhlmotivs erfolgt, wie sich zeigen wird, in völlig neuen und konzeptuell keineswegs von Kosuth irgendwie abhängigen Parametern.
[4] "Addicted to Plastic" http://www.bullfrogfilms.com/catalog/atp.html und http://www.youtube.com/watch?v=daSFXZT-HYk sowie:
Recyclingsnummer |
Kürzel |
Name des Werkstoffs |
Verwendung und Recycling des Polymers zu |
PET |
Polyesterfasern, Folien, Softdrink-Flaschen |
||
PE-HD |
High-Density Polyethylen |
Plastikflaschen, Plastiktaschen, Abfalleimer, Plastikrohre, Kunstholz |
|
PVC |
Fensterrahmen, Rohre und Flaschen (für Chemikalien, Kleber, usw.) |
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PE-LD |
Low-Density Polyethylen |
Plastiktaschen, Eimer, Seifenspenderflaschen, Plastiktuben |
|
PP |
Stoßstangen, Innenraumverkleidungen, Industriefasern |
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PS |
Spielzeug, Blumentöpfe, Videokassetten, Aschenbecher, Koffer, Schaumpolystyrol |
||
OTHER |
Andere Kunststoffe wie Acrylglas, Polycarbonat, Nylon, ABS und Fiberglas. |
Weltweit werden im Jahr fast 240 Millionen Tonnen Kunststoffe aus rund "nur" 4 Prozent der weltweiten Erdölproduktion hergestellt. "In Europa werden heute etwa 60 Millionen Tonnen Plastik produziert. das sind etwa 25% der globalen Zahlen." (John Taylor, Präsident von Plastics Europe, Zitat aus "Plastic Planet".) Die Kunststoffindustrie macht 800 Billiarden Euro Umsatz pro Jahr. Allein in Europa verdienen mehr als eine Million Menschen ihr tägliches Brot in der Plastikindustrie. Jeder Industriezweig ist heute auf Kunststoff angewiesen (zitiert aus "Plastic Planet".)
[10] Abiogenese oder Chemische Evolution etwa unter http://de.wikipedia.org/wiki/Chemische_Evolution .
[11] Hinsichtlich der Struktur des Gencodes und seines Verhältnisses zu den "Grundbausteinen der Materie" den Atomen hat die Gruppe Or-Om in "Gencode meets Or-Om-Code ∞ 1.0" http://portal.or-om.org/science/GencodemeetsOrOmcode10/tabid/6374/Default.aspx dargestellt, dass die modernen Ansätze der Physik und Biologie (Genstruktur) durch die Einführung einer universellen unendlichen Urkraft der Natur zu erweitern sind, in deren Inneren sich Partialkräfte und –teilchen (Vermittlerteilchen der Kräfte und Elementarteilchen) und im Weiteren Atome, Moleküle und schließlich Biomoleküle ausbilden. Alle diese Partialelemente befinden sich aber weiterhin in einer Urverschränkung mit der über ihnen bestehenden unendlichen und universellen Urkraft der Natur. Dieser Ansatz bildet auch evolutive Horizonte aus, um die derzeitigen Projekte und Aktivitäten der Umweltorganisationen zu vertiefen, zu erweitern und ihnen theoretisch höhere Sicherheit zu geben.