Andi Kunar
Vorab kurz für Lesefaule zusammengefasst – Super! - hat für mich alles was ein Windows 7 Nachfolger haben sollte. Rentiert sich nach meiner Meinung ein Umstieg? Beim Kauf eines neuen PCs (Touchscreen,...) unbedingt. Von Windows 8 (gratis) und Windows XP (Support läuft Anfang 2014 aus) unbedingt. Von Windows Vista eventuell (wobei die Frage ist, warum Du noch nicht von Vista auf Windows 7 umgestiegen bist?), von Windows 7 kommt's sehr drauf an - da musst Du den ganzen Artikel lesen ;-).
Windows 8.1 ist ein Windows 8, mit weniger Umstiegs Schmerzen (die öffentliche Meinung) und einigen interessanten neuen Features. Ich hab’s seit Sommer als Preview und seit 11. September auf einem Laptop (2 Jahre alter MacBook Pro, aufgerüstet mit SSD) und Desktop (5 Jahre alter Core2 Duo, aufgerüstet mit SSD) im Dauereinsatz. Hier meine Erfahrungen und Tipps.
Ich hab allen meinen PCs eine SSD (Solid State Disk = Flash-basierter Massenspeicher mit Harddisk-Interface) fürs Booten/Betriebssystem/... spendiert. Ist beim neu installieren eines Betriebssystems auf bestehendem PC eine sehr gute Investition. Die Festplatte ist in den meisten PCs der größte Geschwindigkeitsengpass. SSDs sind oft deutlich schneller, inzwischen leistbar (mein Tipp: Samsung 840 oder Sandisk Extreme II – mind. 128 GB, besser 256 GB) und wenn alle Stricke reißen, kannst bei Umstiegsproblemen einfach wieder die alte Harddisk verwenden ;-).
SSDs sind anders als Harddisks. Defragmentieren bringt nichts (Windows hat‘s für SSDs eh deaktiviert). SSD haben eine begrenzte Anzahl von Schreibzyklen – ist kein Problem, sollte aber nicht durch Sinnloses (z.B. Defragmentieren) verschlechtert werden. Jeder SSD Block kann eigentlich nur dann rasch geschrieben werden, wenn er vorher gelöscht wurde. Deshalb sendet Windows7/8 an die SSD z.B. beim Löschen von Dateien ein sogenanntes Trim-Kommando. Bloß funktioniert Trim nur, wenn die SSD über AHCI (und nicht DIE) angesprochen wird – deshalb VOR dem Windows installieren unbedingt im BIOS AHCI einschalten (nach dem Installieren ist es komplizierter). Mac BootCamp Benutzer können das leider nicht (am Mac läuft damit Windows in Parallels/VMWare meistens schneller als „native“ im BootCamp).
Neue SSDs können SATA3 mit 6GBit/s – das ist zum Beispiel mehr, als ein PCIe x1 Bus zusammenbringt. Keine PCIe x1 SATA3 oder USB3 Erweiterungskarten kaufen um den PC schneller zu machen – optimale Geschwindigkeit würde PCIe x4 benötigen! D.h. die neue SSD in einem alten Motherboard ruhig an SATA2 Ports anstecken.
Ich kann PCIe basierte SSDs (noch) für PCs eher nicht empfehlen – zu exotisch vs. dem momentan noch enormen Innovationsschub bei PCIe/SATA...
Für SSDs gibt’s in Windows 8.1. auch etwas Neues. Nämlich die Möglichkeit, einen Teil der SSD als vom Betriebssystem optimal verwalteten Pufferspeicher für die Harddisk zu verwenden. Ja, gibt’s auch in Controllerkarten bzw. von Intel – ich denke aber, dass ein Betriebssystem und nicht der Treiber das am besten kann. Ich habe dafür nach der Installation von Windows 8.1 auf der SSD meine Festplattenpartition (C:) verkleinert. Den freien Teil der SSD zusammen mit der Harddisk dann als Storage-Space angelegt. Damit ist mein neues Laufwerk D nun eine Harddisk, bei der Windows aber automatisch und unsichtbar die häufig gelesenen Teile der Harddisk im viel schnelleren Cache der SSD hält.
Windows8 hat zwei Installationsmodi – reines UEFI und BIOS (mit/ohne UEFI). Mit unterschiedlichen Festplattenpartitionsvarianten. Ich würde bei selbst konfigurierten Systemen eher noch kein reines UEFI verwenden (hatte selbst mit neuestem ASUS Motherboard und total abgeschaltetem BIOS Probleme, sodass ich RAM-Clear Jumper ziehen musste).
Windows 8.1 integriert sich optional mit dem Microsoft Account (vormals Live-ID) und speichert meine Einstellungen auch in der Cloud. Ein potentielles Risiko, aber für mich ausreichend gut gesichert – ich mag die Vorteile und nutze das Feature deswegen (muss man nicht!). Auf meinem zweiten PC hab ich damit fast alles, was ich am ersten angepasst habe automatisch bekommen. Ich kann auch meinen Domänenbasierten Account zusätzlich mit meinem Microsoft Account verknüpfen, um meine Einstellungen zu synchronisieren. Und zwar damit auch zum Beispiel Internetpasswörter. Um Missbrauch zu vermeiden gibt’s dafür eine speziell nötige Freigabe per SMS und Code. Skydrive wird damit auch automatisch integriert.
Ich mag beim Starten lieber den Desktop als den Startbildschirm. Wenn’s jemand sucht: Dies ist eine Einstellung in den Taskleisteneigenschafen, unter Navigation.
Ich mag auch manche voreingestellte Applikationen nicht (Sport,... – ich mag nix drüber lesen, sondern mach das was mich interessiert selber). Wenn ich meinen Account synchronisiert habe, und die Applikation beim 1. PC lösche, wird sie auch auf den Anderen damit nicht mehr automatisch installiert…
Meine Microsoft ID ist bei mir auch ein Outlook Account. Damit brauche ich Mail/Kalender/Kontakte nicht konfigurieren. Das passt automatisch.
Ich finde den Windows 8.1 Start generell extrem schnell. Auf meinem Testrechner (neuer Core i7/4770 mit gutem UEFI/ASUS, 32 GB RAM, 256GB SSD, 3TB HDD) ist Windows nach dem Einschalten (NICHT Standby) innerhalb von 7 (!) Sekunden Login-bereit (am alten Rechner braucht alleine das BIOS länger für den Selbsttest).
Ich mag HP Drucker. Hab einen billigen, der WLAN-fähig ist (und auch vom iPad erkannt wird). Windows erkannte den einfach, und ich hab sogar eine „Modern UI“ WLAN Scan-Applikation ohne das von mir sehr ungeliebte Riesensoftwarepaket von HP installieren zu müssen.
Am NVidia Treiber gefiel mir nicht, dass der eine Update-Applikation installiert (mit einem eigenen Benutzer?). Habe sowohl das Nvidia-Update (danke, mir reicht Windows Update) als auch den unsinnigen 3D-Treber wieder deinstalliert. Ich empfinde es als Zumutung, dass so ein Treiber für mich von Microsoft „geduldet“ wird.
Windows 8 (64-Bit) besteht auf signierten Treibern. Leider sind einige Hardwarehersteller einfach zu dumm dazu. Ich hab einen professionellen Mitsubishi Fotodrucker (ein über EUR 1.000 Gerät), ohne signierten Treiber. Ein unsignierter Treiber aus dem Internet ist einfach potentiell sehr unsicher. Gibt’s einen Work-Around dafür? Natürlich - Windows zum Erstinstallieren in einem speziellen Modus starten. Aber ich empfehle solche Geräte zu meiden. Übrigens funktioniert der Mitsubishi mit dem Work-Around unter Windows 8. Das gleiche Gerät bei OSX Mountain Lion (vs. Lion) - ein Teil der Funktionen geht da wegen dem schlechten Treiber einfach nicht mehr. Mag noch so eine gute Hardware sein – bei solch einer Treiberunterstützung: etwas Anderes finden!
Wer es bisher nicht kannte – die Windows 8.1 Musikapplikation finde ich toll. Ich hab zwar bereits auf iTunes + iTunes Match standardisiert. Wenn ich das bisher aber nicht gemacht hätte und kein iPhone/iPad hätte, würde mir das besser gefallen.
Den Rest der eingebauten „neuen“ Applikationen finde ich eher nicht so toll. Es gibt aber immer mehr gute/neue Applikationen im Windows Store – als Fotobegeisterter mag ich zum Beispiel die 500px und die Bing Lockscreen Foto App.
Ich hab den Adobe Reader nachträglich installiert. Die eingebaute App hat mir zu wenige Funktionen.
OK, es ist Windows – Office, Adobe-Programme,... gehen für mich halt wie gewohnt. Habe (auch schon bei Windows 8) keine inkompatiblen Programme gefunden.
Im Internet Explorer 11 gehen einige Add-Ins nicht. Welche die ich eh nicht will/brauche und sich automatisch installierten (Office,Live,...). Ich kann ja im Internet Explorer ganz einfach die ungewollten AddOns deaktiveren – er warnt mich sogar, wenn diese aktiviert den Start verlangsamen.
Die Tasten in der Explorer-Fenster Titelleiste (Quick Access Toolbar) anpassen. Ich hab‘ damit einfache/hilfreiche „Knöpfe“ für Undo/Redo/New Folder/Rename/Delete/Properties. Ich brauch die neuen Explorer Ribbons weniger, hab sie damit minimiert. Beim Kopieren,... Details eingeblendet und kann auch temporär anhalten.
Im Startknopf gibt’s mit Rechts-Klick ein super Power-User Menü. In 8.1 nun auch wieder mit „shutdown“ ;-)
«Ctrl»«Shift»«Esc» bringt ja wie gewohnt den Task-Manager. Dort Details einblenden und damit viel sehen, eventuell Startup anpassen (brauch' ich eine Adobe-Startverlangsamung wirklich?).
Konnte ich nicht testen – hab ich bisher nicht in Verwendung. Für Media Playback mag ich VLC lieber als die eingebauten Features.
Subjektiv kann Windows 8.1 alles, was Windows 7 kann – so ferne keine exotische Hardware bzw. solche mit schlechten Treibern verwendet wird. Das Startmenü ist nun anders. Dafür ist Windows auf meinen Geräten nun subjektiv deutlich schneller. Als Power-User ist für mich die Bedienung nun auch etwas besser/schneller (neuer Explorer, Poweruser Menu). Ob dieser Geschwindigkeitsgewinn die Neuinstallation samt Umgewöhnung rechtfertigt? Für jemanden, der gerne Neues mag ja. Ansonsten nein.